In dem folgenden Text werden Dir die wichtigsten Informationen zu der erweiterten Nährwertkennzeichnung, dem Nutri Score, auf Food-Compass zusammengestellt. Dabei soll neben der Entwicklung bis zur Einführung auch auf Vor- und Nachteile sowie die wesentlichen Fragen im Zusammenhang mit dem Scorewert eingegangen werden.

Mit der Einführung dieses Kennzeichens für Lebensmittel soll die Zusammensetzung von Nahrungsmitteln schnell und auf einen Blick ermöglicht werden. Damit soll insbesondere dazu beigetragen werden, dass ein gesünderes und besseres Essen prägnant dargestellt wird. Somit können Lebensmittel von Dir unkompliziert miteinander verglichen werden und für Dich erleichtert sich der Einkauf von gesünderen Nahrungsmitteln.

Was bedeutet der Nutri Score?

Der Scorewert zeigt Dir über eine fünfstufige Farbskala von grün bis rot auf der Vorderseite von Produktverpackungen die jeweilige Nährwertqualität des entsprechenden Produktes an. Ergänzt werden die Farben durch Buchstaben von A bis E. Die Entwicklung dieser Skala wurde von unabhängigen Wissenschaftlern realisiert. Unter der Nährwertqualität wird dabei der Energiegehalt inklusive der Berechnung von ernährungsphysiologisch günstigen bzw. ungünstigen Nährstoffen vorgenommen. Dahingehend sind die grünen Produkte mit einem "A" eher mit einer günstigen Nährstoffzusammensetzung ausgestattet, als Produkte mit einem roten "E". Mit dem neuen Wert, welcher auch als Lebensmittelampel bezeichnet wird, soll für Dich die fehlende Aussagekraft der Nährwerttabellen auf den Produktrückseiten optimiert werden.

Ist der Score-Wert verpflichtend?

Es gibt keine Verpflichtung zur Verwendung der erweiterten Nährwertkennzeichnung. Mit Hilfe der Verordnung kann der neu eingeführte Wert für die Qualität des jeweiligen Produktes rechtssicher genutzt werden. Die Verwendung des Wertes ist generell auf freiwilliger Basis. Aufgrund der positiven Entwicklung und Resonanz fordern einige Verbände bereits die Einführung als Verpflichtung in Europa. Die landesweite, verpflichtende Einführung von Kennzeichen für erweiterte Nährwerte ist nach dem aktuell gültigen EU-Recht nicht möglich.

Seit wann gibt es den Wert in Deutschland?

Im Herbst 2020 erfolgte die rechtssichere Einführung des Nutri Score. Ab dem 06. November 2020 können sich die Unternehmen bzw. Hersteller an der Verwendung des Score-Wertes beteiligen. Nachdem Studien belegen, dass die intuitive Verwendung dazu beträgt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher bevorzugt zu Produkten mit dem Siegel greifen, steigt die Anzahl der Hersteller, welche den neu eingeführten Wert für die Qualität der Zusammensetzung von Lebensmitteln nutzen. In Frankreich erfolgte die Einführung des Wertes bereits im Jahr 2017. Viele weitere europäische Länder wie bspw. Portugal, Belgien oder die Schweiz nutzen ebenfalls den Nutri Score.

Die Einführung in Deutschland erfolgte auch aufgrund der Verpflichtung der gewählten Bundesregierung innerhalb des Koalitionsvertrages aus 2017. Darin sicherte die Regierung zu, dass ein vereinfachtes, visuell arbeitendes Nährwertkennzeichen eingeführt wird, welches vorne auf der Lebensmittelverpackung integriert wird. Auf Grundlage einer zuvor durchgeführten Befragung entschied sich die Bundesernährungs- ministerin, Frau Julia Klöckner, für die Einführung der Variante aus Frankreich, dem Nutri-Score. Die Umfrage wurde durch das Ministerium unter deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern vorgenommen.

Wie berechnet sich der Nutri Score?

Generell fliesen in den Wert verschiedene positive bzw. negative Bestandteile mit ein. Dazu zählen zum Beispiel:

Positive Bestandteile:

  • Ballaststoffe
  • Proteine
  • Obst
  • Gemüse
  • Nüsse
  • Hülsenfrüchte
  • Rapsöl
  • Olivenöl
  • Eiweiß.

Negative Bestandteile:

  • gesättigte Fettsäuren
  • Salz
  • Zucker
  • Energiegehalt.

Dabei bekommen die Negativbestandteile Pluspunkte und werden schließlich mit den Negativpunkten aus den Positivbestandteilen verrechnet. Die Werte von dunkelgrün A bis dunkelrot E sind bei folgenden Punktzahlen erfüllt:

Feste Lebensmittel, wobei Milch und Milchgetränke in diese Kategorie entfallen:

Nährwertqualität Lebensmittel Wert
A Minimum bis -1
B 0 bis 2
C 3 bis 10
D 11 bis 18
E 19 bis Maximum

Getränke:

Nährwertqualität Getränke Wert
A Wasser
B Minimum bis 1
C 2 bis 5
D 6 bis 9
E 10 bis Maximum

Der Scorewert bezieht sich immer auf 100 Gramm bzw. 100 Milliliter des entsprechenden Nahrungs- bzw. Lebensmittels. Die Berechnung erfolgt dann immer auf Basis von den Herstellern anzugebenden Nährwerttabellen und des Zusatzverzeichnisses.
Auf der Verpackung wird nicht angegeben, wie die Bewertung in Summe errechnet worden ist.

Wer berechnet den Wert des Nutri Score?

Die Berechnung des Scorewertes wird durch den jeweiligen Hersteller selbst realisiert. Dabei sind die konkreten Vorgaben zur Berechnung einzuhalten. Im Fall von falschen Angaben der Scorehöhe ist es möglich, dass Strafen gegen die Produkthersteller erlassen werden.

Was sind die Vorteile des Nutri Score?

  • Ein großer Vorteil des Wertes ist die Eindeutigkeit und Verständlichkeit auf den ersten Blick. Mit der Farbskala im Sinne einer Ampel und den fünf Kategorien wird eine unkomplizierte und schnelle Orientierung geboten. Dieser Vorteil wird weiterhin durch eine Studie des Max-Rubner-Instituts bestärkt.
  • Als weiteren Vorteil für Dich sowie alle Verbraucherinnen und Verbraucher lässt sich die einfache Vergleichbarkeit innerhalb von einer Produktkategorie nennen. Da der Wert immer bezogen auf 100 Gramm oder 100 Milliliter errechnet wird, lassen sich verschiedene Hersteller bzw. Marken innerhalb einer Kategorie, bspw. einer Pizza, gut vergleichen. Mit dem eingeführten Scorewert können bei einem Einkauf verschiedene Parameter in die Kaufentscheidung mit einbezogen werden. So ist bspw. der finanzielle Wert messbar, welcher für das gesündere Produkt zu bezahlen ist. Kostet bei gleicher Grammzahl ein Joghurt zum Beispiel 1,29 Euro mit dem Scorewert B, ein anderer mit dem Scorewert von D 0,99 Euro, ist die Entscheidung in Bezug auf die gesündere Variante auch monetär leichter zu treffen.
  • Zudem bist Du viel schneller in der Lage, die Kaufentscheidung unter Berücksichtigung gesundheitlicher Aspekte zu fällen. Der Score-Wert kann als positiver Effekt dazu beitragen, dass die Herstellungsfirmen die Produkte optimieren und verbessern, um einen besseren Wert zu erhalten. Erfolgt eine Verbesserung der Rezeptur, kann dies wiederum eine Signalwirkung auf andere Hersteller haben, sodass die Produkte besser bzw. weniger gesundheitsschädlich werden.

Was sind die Nachteile des Nutri Score?

  • In der fehlenden Abbildung von einzelnen Nährstoffen liegt der erste Kritikpunkt des Scorewertes. Für eine detailliertere Prüfung der Inhalts- und Nährstoffe sind weiterhin die Angaben der Nährwerttabelle sowie des Zutatenverzeichnisses maßgeblich. Damit sind konkrete Zahlenwerte kein Bestandteil des Nutri Scores. Das System ist nicht für jedes Produkt geeignet, was ebenfalls ein Nachteil ist. Dies trifft insbesondere für unverarbeitete Produkte bzw. Produkte zu, welche nur aus einer oder wenigen Zutaten besteht/en.
  • Ebenso nachteilig ist die fehlende Berücksichtigung der regionalen Herkunft. Es gibt keinerlei Einfluss der Nachhaltigkeit wie bspw. dem ökologischen Anbau oder der Freiheit von Gentechnik. Da diese Themen immer mehr Verbraucherinnen und Verbrauchern sehr wichtig sind, führt dies zu kritischen Tönen. Durch das vereinfachte Verfahren, werden nicht alle Inhaltsstoffe in die Berechnung einbezogen. Vitamine, Mineralstoffe oder weitere Zusatzstoffe wie zum Beispiel Geschmacksverstärker oder Aromen sind nicht in die Berechnung des Nutri Score integriert. Somit fehlt die ganzheitliche Betrachtung. Mit der Freiwilligkeit kann der Scorewert nur begrenzt seine Wirkung entfalten. Da nicht alle Produkte an dem Verfahren teilnehmen, ist keine Vergleichbarkeit aller Produkte in einer Kategorie gewährleistet.

Warum ist die Einführung des Wertes auch in Deutschland sinnvoll?

Da in Deutschland fast 50% der Bevölkerung übergewichtig ist, sollte die gesunde Ernährung einen zentraleren Fokus erhalten. Da Übergewicht teilweise auch mit zu einseitiger und zu kalorienreicher Ernährung in Verbindung steht, kann der Scorewert mit dazu beitragen, ein erhöhtes Bewusstsein für eine gesündere Ernährung zu generieren. Die wichtigsten Bestandteile wie Zucker, Fett und Salze werden bei dem Wert berücksichtigt. Auch das Sprichwort "Das Auge isst mit" kann mit dem Score eine neue Bedeutung gewinnen, die insbesondere einfach und auf den ersten Blick eine Tendenz bzgl. der Qualität des jeweiligen Produktes liefert.

Welcher Ausblick in Bezug auf die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln kann gegeben werden?

Ein realistischer Ausblick in die Zukunft ist schwierig. Dennoch gibt es bereits jetzt eine Tendenz zu einer erweiterten Kennzeichnung von Lebensmitteln. Die Kommission der EU hat sich bereits jetzt dazu geäußert, dass eine erweiterte verpflichtende Kennzeichnung von Nährwerten ab 2022 realisiert werden sollte. Verbraucherorganisationen und große europäische Firmen und große Handelsketten haben sich für eine verpflichtende Einführung in ganz Europa ausgesprochen.

Zusammenfassung

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Die Einführung des Nutri Score in Deutschland im Jahr 2020 ist ein wichtiger Schritt in die Richtung zu einem Mehr an gesunder Ernährung. Du erhälst eine gute Möglichkeit, unkompliziert und schnell Produkte miteinander vergleichen zu können. Dabei sollte immer beachtet werden, dass der Scorewert keine gesunde und vielseitige Ernährung ersetzt. Nur durch den Verzehr von "grünen" Produkten ist noch keine ausreichende Vielseitigkeit in den Nahrungsmitteln garantiert. Der Erleichterung für Dich und alle weiteren Verbraucherinnen und Verbraucher sowie den weiteren Vorteilen stehen auch einige Nachteile gegenüber. Insbesondere die fehlende Berücksichtigung einiger Inhaltsstoffe und die fehlende Anwendungsmöglichkeit von Produkten mit sehr wenigen Bestandteilen lassen noch Optimierungsmöglichkeiten. Alles in allem sorgt der Nutri Score für einen positiven Effekt, welcher in der Zukunft weiterhin ausgebaut werden sollte.

Weitere Informationen zum Nutri-Score beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.